Der Fluss Avon ist lang und durchfliesst einige Städte und Grafschaften, bevor er in den Kanal La Manche mündet. Die Geschichte der Firma Avon ist genauso lang. Die Anfänge der Geschichte (der Firma, nicht des Flusses) reichen bis 1885 zurück. Damals kauften E.G. Browne und J.C. Margeston, zwei britische Unternehmer, die in der Textilindustrie tätig waren, eine Näherei mit Namen "Avon Mill", die am Fluss Avon in der Ortschaft Limpley Stoke lag.

Was den Fluss betrifft, so bedeutete sowohl der Name des Flusses als auch der Reifenfirma, Avon, auf Keltisch... "Fluss". Somit ist die Bezeichnung River Avon offiziell eigentlich "doppelt gemoppelt", denn sie ist mit Fluss Fluss zu übersetzen. Die Firma Avon hat dieses Problem nicht mehr, in ihrem Namen ist nur ein Fluss enthalten.

Bis 1889 hatten Browne und Margeston nur einen Produktionsbetrieb, aber das änderte sich, nachdem sie eine Fabrik und umliegendes Gelände in Melksham gekauft hatten, wo sich seit mehr als hundert Jahren der Sitz der Gesellschaft befindet.

Logo von Avon.

Logo von Reifenhersteller Avon.

Dort begannen die beiden Unternehmer die Produktion von Gummiprodukten, darunter des ersten Reifens, aber auch von Bandförderern, Bremsleitungen sowie von Elementen für Fahrzeugfedern und Stossstangen. Im Jahr 1890 wurde die Firma unter dem Namen The Avon India Rubber Company Limited registriert. In den ersten zwölf Monaten hatte sie Umsätze von über 15.000 Pfund zu verbuchen. Es reichten 15 Jahre, um diese Zahl um das Zehnfache zu steigern.

Im nächsten Jahrzehnt waren Reifen der Marke Avon (auch für Motorräder) bereits eine bekannte und geschätzte Ware auf dem Markt. Im Jahr 1906 entschied sich die Firma zum ersten Mal, ihre Produkte in der Presse zu bewerben. Ihre Gummiprodukte wurden vom Automobilmagazin "Autocar" gelobt.

Von Kutschwagen bis zu Kinderwagen

Nach dem Ersten Weltkrieg, in dessen Verlauf das Unternehmen zusammen mit dem übernommenen Betrieb Sirdar Rubber Works für die Armee produziert hatte, debütierte Avon auf dem Sportgerätemarkt. 1921 produzierte die Firma ihre ersten Tennisbälle, und in den kommenden Jahren erweiterte sie ihr Sortiment um so unterschiedliche Dinge wie: Sohlen, Absätze, Badezimmermatten, Schwämme sowie Fahrradreifen, Reifen für Kinderwagen und Kutschen. Die Bestätigung der starken Position der Marke Avon war der Börsengang in London 1933.

Während des Zweiten Weltkriegs musste sich die Firma allerdings erneut auf die Produktion für das Militär umstellen. Sie delegierte zu diesem Zweck 2.500 ihrer Mitarbeiter. In den fünfziger Jahren normalisierte sich die Situation in den Fabriken von Avon wieder. 1951 erhielt das Unternehmen einen Regierungsauftrag für die Herstellung von Gasmasken. Fünf Jahre später übernahm sie die Gesellschaften: George Spencer Moulton and Company (damals der grösste Marktrivale von Avon) sowie JW&T Connolly, wodurch die Produktionskapazitäten der Firma um die Hälfte stiegen. Avon setzte einen starken Akzent mit seiner Präsenz auf dem Landwirtschaftsmarkt, indem es nicht nur Gummi, sondern auch Räder und Maschinenteile anbot. 1957 übernahm die Firma die Marke Henley’s Tyre and Rubber Company. Ein Jahr später gab es die erste Reklamespots für Avon im Fernsehen.

Motorradreifen von Avon

Motorradreifen von Avon.

„I Race on Avons”

Und es gab wirklich etwas, wofür es sich zu werben lohnte. In den Jahren 1958 bis 1963 war Avon die dominierende Marke bei Motorradrennen – jeder Meister benutzte damals ihre Reifen mit dem Slogan "I Race in Avons" auf den Lippen. 1961 stellten über 5.000 Mitarbeiter der Betriebe des britischen Unternehmens eine breite Palette an Produkten her, die in 125 Ländern weltweit erhältlich waren. Avon produzierte 1,5 Millionen Reifen jährlich. Seine Ingenieure erarbeiteten einen klebrigen Bestandteil von Gummi, der für den Aufbau der Lauffläche genutzt wurde, der sich auf nassen Oberflächen hervorragend bewährte.

Die Öffnung zur Welt erzwang auch eine Umgestaltung der sog. "Corporate Identity" der Firma: 1963 wurde das Wort "India" gestrichen und der Namen auf "Avon Rubber Company" verkürzt, und 1968 wurde ein neues Logo präsentiert (das heutige Logo entstand 2002). Sechs Jahre später eröffnete das grunderneuerte Avon seine erste Niederlassung in der USA. Neben Reifen bot Avon Illinois mit Sitz in Chicago auf Golfbälle, Gummischläuche und andere Gummielemente an.

PKW- Reifen von Avon.

PKW- Reifen von Avon.

Reifen für Rolls-Royce

Im nächsten Jahrzehnt erweiterte die britische Firma dank der Übernahme der Gesellschaften Galt Composites und CQC LC seine Tätigkeit auch um ein militärisches Sortiment, wie Helme oder kugelsichere Westen. Sie brachte auch ihre ersten Radialreifen auf den Markt und begann 1981, Rennreifen zu produzieren. Damit begann sie ihre Zusammenarbeit mit Formel 3-Rennen, deren Partner sie bis heute ist.

1987 errang Avon einen weiteren ausländischen Vorposten, dieses Mal in Frankreich, nachdem es die dortige Fabrik von Tabur Caoutchouc aufgekauft hatte, Das war das Vorspiel vor der grössten Transaktion in der langen Geschichte der englischen Firma – die Übernahme der amerikanischen Gruppe Cadillac Rubber and Plastic im Jahr 1989 für den Preis von 37 Millionen Pfund. Dadurch gewann Avon drei Fabriken in Michigan sowie drei weitere in Lockport, Albion und in Juarez (Mexiko).

Avon kommt seit immer mit Motorsport zusammen.

Avon kommt seit immer mit Motorsport zusammen.

Zur Abwechslung wurde Avon 1997 zum Gegenstand des Verkaufs. Die Firma wurde vom amerikanischen Konzern Cooper Tire & Rubber Co. gekauft, was den Beginn der Gesellschaft Cooper-Avon Tyres Limited setzte. Der Vertrag lautete auf 60 Millionen Pfund. Im Jahr 2000 unterzeichnete Avon einen Vertrag über die Lieferung von Rennreifen für die F2000 in den USA. Zwei Jahre später eröffnete es eine weitere europäische Filiale, dieses Mal in Hannover, in Deutschland.

Seit den 1930er Jahren werden die Reifen der britischen Marke als Standardausstattung für Luxusautos von Rolls-Royce und Bentley verwendet. Im Laufe der Jahre haben auch andere prestigeträchtige Marken wie Aston Martin, Jaguar, Land Rover und Morgan solche verwendet.