Bridgestone gilt als der grösste Hersteller von Reifen und Gummiartikeln weltweit. Erfahren Sie mehr von diesem japanischen Konzern.

Als Shojiro Anfang der 1930er Jahre den Grundstein für die zukünftige weltweite Reifen-Macht legte, wusste er, dass der Name eine Schlüsselbedeutung hat. Da zu jenen Zeiten sich Produkte aus den USA und Grossbritannien eines hervorragenden Renommees erfreuten, wandte Ishibashi einen Trick an. Er übersetzte seinen Familiennamen wörtlich ins Englisch, und beim Ausdruck "stone bridge", den er daraus erhielt, drehte er beide Ausdrücke um, und ... voila! Bridgestone war geboren.

Shojiro Ishibashi - der Gründer von Bridgestone.

Shojiro Ishibashi - der Gründer von Bridgestone.

Bevor sich Shojiro entschloss, in die Reifenindustrie zu investieren, führte er mit seinem Bruder in Kurume auf der Insel Kyushu ein recht erfolgreiches Gewerbe, indem er Tabi, traditionelle japanische Schuhe produzierte. Ishibashi machte ein beachtliches Vermögen, indem er 1925 Gummisohlen auf den Markt brachte. Ein paar Jahre später zeigte er eine besondere Nase fürs Geschäft. 1930 produzierte er die ersten Reifen und gründete ein Jahr später Bridgestone Tire Co. Ltd. So wurde er der erste japanische Gummihersteller für Japan, wo die Automobilindustrie damals noch in den Kinderschuhen steckte.

Die Produktion der Reifen erfolgte in der neuen Fabrik. Um jedoch der wachsenden Nachfrage in der Nähe von Tokio nachzukommen, verlegte Ishibashi den Firmensitz 1937 in die Hauptstadt. Shojiro versuchte dabei ständig, seine Tätigkeit zu diversifizieren – in seinen Fabriken produzierte er unter anderem Golfbälle sowie u.a. Transmissionsriemen und Keilriemen und Gummischläuche. Während des Zweiten Weltkriegs hingegen produzierte Bridgestone hauptsächlich für Zwecke der Armee.

1942 änderte die Firma für kurze Zeit ihren Namen in Nippon Tire Co., Ltd. Neun Jahre später kam man auf den originalen Namen zurück, aber erst 1984 bildete sich der endgültige Name heraus: Bridgestone Corporation.

Logo von Bridgestone.

Logo von Bridgestone.

Expansion in der Nachkriegszeit

Nach dem Krieg konnte der Konzern einen spektakulären Fortschritt feiern. Der Hauptsitz von Bridgestone wurde in das direkte Zentrum von Tokio verlegt, es wurden auch neue Vertriebspunkte eröffnet. Kordverstärkte Reifen wurden auf den Markt gebracht. Dank der technischen und organisatorischen Innovationen erreichte 1953 der Verkauf von Produkten unter dem Markenzeichen der "Steinernen Brücke" 10 Milliarden Yen, wodurch die Firma zum grössten Reifenhersteller in Japan wurde. Zur gleichen Zeit begann Bridgestone die Produktion von Motorrädern, war jedoch nicht in der Lage, mit Marken wie Honda, Suzuki oder Yamaha zu konkurrieren, deshalb wurde das Projekt schnell eingestellt. Dafür baute Bridgestone in den sechziger Jahren vier neue Reifenfabriken und im nächsten Jahrzehnt – sechs weitere. Sie wurden unter anderem in Singapur (als erste ausländische Fabrik von Bridgestone 1965), aber auch in Malaysia, Thailand und Indonesien eröffnet. 1967 wurde in den USA eine Niederlassung gegründet, die sich um das Marketing kümmerte. Damals ermöglichte es ein breit gefasstes Programm zur Verbesserung der Qualität, die hochgeschraubten Qualitätsstandards innerhalb der Firma zu vereinheitlichen und die Rentabilität zu steigern. Dafür wurde Bridgestone 1968 der prestigeträchtige "Deming Prize" verliehen.

Reifen von Bridgestone nehmen oft am Motorsport teil.

Die Reifen von Bridgestone nehmen oft am Motorsport teil.

Bridgestone plus Firestone

Die internationale Expansion der Firma ging Hand in Hand mit technischen Innovationen. 1962 produzierte Bridgestone den ersten japanischen Radialreifen für Lkw und Busse, und zwei Jahre später – für Pkw. In Japan liefen die Fabriken in Kurume, Yokohama und Tokio sehr erfolgreich. Dort entstanden nicht nur Reifen, sondern auch andere Gummierzeugnisse. Die Firma wurde auch führenden Fahrradhersteller in Japan.

1976 starb der Gründe von Bridgestone, Shojiro Ishibashi. Unter der neuen Leitung drosselte die Firma ihr Tempo nicht. Sie entwickelte ständig neue Initiativen. Noch zu Lebzeiten von Shojiro organisierte Bridgestone 1970 als Produzent nicht nur von Golfbällen, sondern auch von Golfschlägern das erste Tournier "Bridgestone Golf Tournament", das heute als "Bridgestone Open" bekannt ist.

1972 entstand in Brüssel die Niederlassung des Konzerns für Europa. Gegen Ende der siebziger Jahre hingegen begann die Firma, Alu-Felgen zu verkaufen und die Technologie der Verarbeitung von verschlissenen Reifen zu Brennstoffen und Zusätzen zur Produktion von Zement zu entwickeln.

Die achtziger Jahre brachte ein goldenes Zeitalter bei Bridgestone. Die Firma krönte ihre expansive internationale Tätigkeit. Das spektakulärste Ereignis war die Übernahme des amerikanischen Giganten Firestone. Zuvor engagierte sich der japanische Konzern beim Aufkauf eines Mehrheits-Pakets am australischen Reifenunternehmen Uniroyal Holdings. Ausserdem ging Bridgestone in die USA, wo es für den Anfang das kleine Vertriebsnetz Cockpit eröffnete. 1983 erwarb sie die erste Fabrik Firestone Tire & Rubber Company in Tennessee. Fünf Jahre später wurde für 2,65 Milliarden Dollar die gesamte amerikanische Firma Teil des Konzerns aus dem Land der Kirschblüte. Das erweiterte den Einflussbereich von Bridgestone nicht nur in Amerika, wo die Position von Produkten von Firestone sehr stark und das Verkaufsnetz stark entwickelt war, sondern auch in Europa, wo Firestone seine Fabriken hatte: in Portugal, Spanien, Italien und Frankreich. Nach dieser globalen Fusion wurde in Europa das Büro von Firestone Europe Inc. eröffnet. Sein Sitz wurde in Brüssel eröffnet, gleich neben dem Sitz von Bridgestone. Die Fusion lief nicht ohne Probleme ab – sie betrafen hauptsächlich die Restrukturisierung von Firestone, aber auch die Fehleranfälligkeit einer Reifenserie dieser Marke, die kurze Zeit das Image schädigte.

Brigestone ist seit 2007 der Reifenausstatter der Formel 1.

Seit 2007 sind Bridgestone Reifen in Austattung von der Formel 1.

Zeit für Formel Eins

Geschäftliche Transaktionen krönten das Werk der Ingenieure. 1982 präsentierte die Firma in Japan den ersten Winterreifen ohne Spikes, fünf Jahre später hingegen wurde die einzigartige Zusammensetzung einer Gummimischung für diese Art von Reifen erarbeitet. Eine grosse Errungenschaft war ausserdem die Erarbeitung einer revolutionären Theorie zur Optimierung der Kontrolle des Rollwiderstands und der Theorie der Kontrolle der Spannung für Lkw und Busse. 1986 würdigte Porsche diese Bemühungen und erklärte die Rennreifen Bridgestone RE71 als angemessen für die fabrikmässige Ausstattung der limitierten Edition des Modells 959, des schnellsten serienmässig gefertigten Autos dieser Zeit.

Dass Schnelligkeit und Bridgestone viel gemeinsam haben, bewies das Debüt der Marke bei Formel Eins-Rennen. 1997 erreichten Rennautos, die mit Bridgestone Potenza-Reifen ausgestattet waren, vier Plätze auf dem Siegertreppchen, und das bereits in der ersten Saison. Ein Jahr später hatte die japanische Firma ihren Anteil sowohl am Titel von Miki Hakkinen, als auch des gesamten Teams von Mercedes/McLaren. Insgesamt errang Bridgestone sieben F1-Meisterschaften bei den Fahrern und Konstrukteuren mit Team von McLaren und Ferrari. Seit 2007 ist der Konzern exklusiver Reifenlieferant bei der Formel Eins. Er liefert auch die Reifen für die GP2-Rennen.

Bridgestone investiert stark in technologische Entwicklung.

Bridgestone investiert stark in technologische Entwicklung.

Investitionen nach Mass des 21. Jahrhunderts

Auf dem "zivilen" Markt wuchs Bridgestone in der Zwischenzeit zu einem der Marktführer bei Runflat-Reifen, mit denen man weiterfahren kann, nachdem der Reifen durchstochen wurde. Erwähnenswert ist auch, dass 2002 ein neues revolutionäres Sicherheitssystem, Aircept, in den Verkauf gebracht wurde, das in den superbreiten Reifen Greatec verwendet wird, das Zwillingsantriebsreifen bei Lkw und Bussen ersetzt. Das Aircept-System ermöglicht es, auch mit Ladung weiter fahren zu können, auch nach dem Verlust des Betriebsdrucks. Anfang des 21. Jahrhunderts entschied sich die Leitung von Bridgestone zu weiteren internationalen Investitionen: es wurden neue Fabriken eröffnet, unter anderem in Polen, Japan, Mexiko, Indonesien und Costa Rica, ausserdem wurden 18,9 Prozent der Anteils des finnischen Reifenherstellers Nokian PLC aufgekauft. Gegenwärtig produziert und verkauft der japanische Konzern neben den Marken Bridgestone und Firestone unter Marken wie Dayton, First Stop, Seiberling, Road King oder Peebless. Reifen des Konzerns Bridgestone wurden in 178 Betrieben weltweit produziert. Eine so grosse "Steinerne Brücke" hat sich wohl selbst Shojiro Ishibashi nicht vorgestellt.