Geschichte der Reifen von Cooper

In den USA gibt es Dutzende von Städten, aber auch Hügeln, Inseln und Flüssen, die diesen Namen tragen. Cooper heisst auf Englisch Fassbinder, und über berühmte Menschen mit diesem Namen könnte man ein Buch schreiben. Cooper ist auch eine Reifenmarke, die aus der Hauptstadt dieser Branche kommt, dem Ort Akron im Staate Ohio.

Logo der Reifenmarke Cooper.

Logo der Marke Cooper.

Alle Wege führen nach Akron

In den USA mussten früher alle Wege nach Akron führen, denn dort befand sich ein grosser Teil der amerikanischen Reifenindustrie (in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts ca. 140 Firmen der Branche!). Ein wichtiges Element seiner Geschichte ist die Geschichte der Marke Cooper, deren Anfänge in das Jahr 1914 zurückgehen, als zwei Unternehmer: John F. Schaefer und sein Schwager Claude E. Hart die Firma M&M Manufacturing Company aufkaufte, die in dieser Stadt am Fluss Cuyahoga tätig war. Sie beschäftigte sich mit der Produktion von Reparaturmaterialien für Reifen.

Schaefer und Hart beschlossen, die enorme Nachfrage nach Autoreifen, aber auch nach Instandsetzungsdienstleistungen zu nutzen. Reifen waren in dieser Zeit nicht sehr beständig gegen Durchstossen, die meisten Reifen auf dem Markt waren nicht von sehr hoher Qualität. Darum kauften die beiden Geschäftsleute ein Jahr nach der Übernahme von M&M zusätzlich die Firma The Giant Tire & Rubber Company, die (auch in Akron) Gummi herstellte. 1917 verlagerten sie sie nach Findlay in Ohio, indem sie eine Fabrik übernahmen, in der zuvor ein Unternehmen mit Namen Toledo Findlay Tire Company tätig war. Findlay erwies sich auch für Giant Tire als kein guter Ort – zwei Jahre, nachdem die Produktion aufgenommen worden war, vernichtete ein Brand den Betrieb vollständig. Dank eines schnellen Wiederaufbaus kam die Firma schnell wieder auf die Beine, woran ein gewisser Ira J. Cooper grossen Anteil hatte, der 1917 zur Firma kam.

Fabrik von Cooper Tire & Rubber Company.

Fabrik von Cooper Tire & Rubber Company.

Cooper - ein Hersteller mit Prinzipien

Cooper war anfangs einer der Geschäftsführer von Giant Tire und wurde 1920 Leiter der neuen Niederlassung, die sich ausschliesslich mit der Produktion von neuen Reifen beschäftigte. So ist The Cooper Corporation entstanden. Ihr Chef implementierte drei Prinzipien, die später das "Cooper-Credo" genannt wurden und über Jahre in der Firma galten: "hochwertige Ware, ehrlicher Gewinn und gutes Geschäft". Ein Jahrzehnt später schlossen sich Cooper Corporation mit Giant Tire Company mit der Gesellschaft Falls Rubber Company aus Cuyahoga Falls in Ohio zusammen, wodurch im Endeffekt Master Tire & Rubber Company geschaffen wurde. Innerhalb eines Jahres entstanden in ihren drei Betrieben 2850 Reifen täglich. Sie wurden unter unterschiedlichen Marken verkauft: Falls, Giant, Sterchi, Hoover, Savage, Linco, Williams, Swinehart, Tigerfoot und Englert.

1941, mit dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg, engagierte sich die Firma mit ihrer Tätigkeit für die Armee – es wurden unter anderem Schlauchboote, Rettungswesten und Reifen für Militärfahrzeuge produziert. Nach dem Krieg fiel 1946 die Entscheidung, den Namen der Gesellschaft in Cooper Tire & Rubber Company zu ändern. Unter diesem Namen begann die Firma sich blitzschnell zu entwickeln, was dank der wachsenden Nachfrage nach Reifen möglich war. In den USA wurden Autobahnen gebaut, Städten wuchsen, und damit verbunden stieg in schnellem Tempo die Bedeutung des Autoverkehrs. 1956 bewogen die wachsende Bedürfnisse die Firmenleitung von Cooper, die Fabrik Dismuke Tire in Clarksdale, Mississippi, zu kaufen – und später weitere Betriebe in Auburn, Indiana und El Dorado, Arkansas zu übernehmen. In den Jahren 1947 bis 1964 hingegen optimierte die Firma ihr landesweites Verkaufssystem.

Cooper engagiert sich für den Motorsport.

Cooper engagiert sich für den Motorsport.

Krise? Welche Krise?

In den siebziger Jahren waren das Vorzeigeprodukt der Marke Cooper hochwertige Radialreifen, die eine Nutzung von über 40.000 Meilen aushielten, die Steuerfähigkeit des Autos verbesserten und den Benzinverbrauch verringerten. Die starke Marktposition der Firma bewirkte, dass die Krise, die zu Beginn des nächsten Jahrzehnts die amerikanische Reifenindustrie erschütterte, bei Cooper selbst kaum zu spüren war. Während zwischen 1979 und 1987 in den USA 23 Reifenfabriken geschlossen wurden, setzte Cooper auf weitere Expansion, eröffnete neue Betriebe, u.a. in Tupelo, Mississippi sowie Forschungszentren in Auburn und Findlay, und feierte 1981 die Produktion des fünfmillionsten Reifens. Es rühmte sich auch mit neuen Typen des Radialreifens, die sich durch dreifach höhere Beständigkeit als die früheren Modelle auszeichneten. 1983 kam Cooper auf die prestigeträchtige Liste "Fortune 500" der grössten Vertreter der amerikanischen Industrie und verkündete ein Jahr später, dass es ein Verkaufsniveau von 500 Millionen Dollar erreicht hatte.

Die Investitionen der Firma erwiesen sich als hilfreich.

Die Investitionen der Firma erwiesen sich als hilfreich.

Gang über den Ozean

Eine wichtige Entscheidung, deren Früchte Cooper lange Zeit erntete, war das starke Engagement auf dem Markt für Austauschreifen, der wie in den achtziger Jahren berechnet wurde, drei Mal rentabler als der Markt für Originalausstattung wurde. Als nach 1990 grössere Konzerne dem Beispiel von Cooper folgten, konnte Cooper seine Einflusszone im sich verschärfenden Preiskrieg halten.

Auf der anderen Seite des Ozeans war die Marke nicht genauso stark vertreten – der Vergleich ihrer Gewinne aus Verkauf in den USA mit anderen Teilen der Welt bewegte sich zu dieser Zeit in der Proportion 9:1. Dieses fehlende Gleichgewicht wurde 1997 etwas verändert, durch die Übernahme der britischen Firma Avon Rubber für 110,4 Millionen Dollar. Die Investition in Europa brachte Cooper eine Fabrik in England und ein solides Einzelhändlernetz in Frankreich, Deutschland, der Schweiz und einigen asiatischen Ländern. Hinzuzufügen ist, dass sich gegenwärtig auch die Marken Mastercraft und Starfire im Besitz der amerikanischen Firma befinden.

Insgesamt verfügt Cooper weltweit über 60 Niederlassungen wie Fabriken und Forschungszentren in dreizehn Ländern und beschäftigt über 20.000 Mitarbeiter. Sie bleibt eine von zwei amerikanischen Reifenfirmen, die nicht von ausländischen Investoren aufgekauft worden sind.