In der griechischen Mythologie gab es einen Gott, der Sandalen mit Flügeln trug. Mit ihrer Hilfe konnte sich Hermes fortbewegen. Hunderte von Jahren sind vergangen und die Schuhe mit Flügeln wurden durch Reifen ersetzt. Damit keine Zweifel aufkommen – Reifen, die mit einem Logo mit einem geflügelten Fuss signiert sind.
Logo der Marke Goodyear.
Die Idee, mit dem Logo seiner Firma auf den mythischen Patron der Wanderer und Überbringer guter Nachrichten anzuknüpfen, kam der Gründer von Goodyear, Frank Seiberling. Sein Lieblingskunstwerk war eine Hermes-Statue, die in der Vorhalle seines Hauses in Akron stand. 1901 wurde das Logo mit dem geflügelten Fuss zum ersten Mal in einer Reklame für die Marke in der Zeitung "Saturday Evening Post" verwendet. Heute ist es das Symbol einer der drei grössten Reifen-Potentaten weltweit.
Hermes gab der Firma das Symbol. Den Namen hingegen "lieh" Charles Goodyear, amerikanischer Unternehmer, der die Grundlagen für die moderne Gummiindustrie legte. 1839 erfand er eine Technologie zur Gummiherstellung und liess fünf Jahre später die Methode der Vulkanisation von Kautschuk patentieren. Trotz seiner Verdienste starb Goodyear 1860 in Armut. Fast vierzig Jahre später beschloss der bereits erwähnte Frank Seiberling seine Verdienste zu würdigen. Die Firma, die er 1898 gründete, nahm den Namen Goodyear Tire & Rubber Company an.
Technisches Zentrum von Goodyear.
Mit Hilfe des Schwagers
Die ersten Investitionen konnte Seiberling dank eines Darlehens von seinem Schwager tätigen. Anfangs produzierte sein bescheidener Betrieb in East Akron, Ohio, Reifen für Fahrräder und Pritschenwagen, Hufbeschläge, Feuerwehrschläuche, Dichtungen und... Poker-Chips. Seiberling träumte nicht einmal von einem grossen Konzern – anfangs beschäftigte er dreizehn Angestellte und der Transport von Gummi und Baumwolle aus entfernten Teilen der Welt wurde durch die schlechte ausgebaute Eisenbahninfrastruktur und fehlenden Zugang zum Meer erschwert. Der geflügelte Fuss von Hermes begann jedoch schnell, immer bessere Nachrichten zu überbringen. Es waren kaum ein paar Monate vergangen, seit Goodyear den ersten Fahrradreifen hergestellt hatte, und die Firma wurde blitzartig eine der wichtigsten in der Branche.
Genauso gelungen war ihr Start auf dem sich schnell entwickelnden Markt für Autoreifen. 1907 eröffnete Seiberling eine neue Fabrik in Detroit, in der unter anderem Reifen für das neueste Auto von Henry Ford, das Modell T, hergestellt wurden. Am Ende des Jahrzehnts wuchsen die jährlichen Umsätze von Goodyear auf über vier Millionen Dollar, und die Reifen mit dem Logo "Wingfoot" wurden an jedem dritten Auto verwendet, das auf amerikanischen Strassen unterwegs war. Die Marke konnte ohne falsche Bescheidenheit mit dem Slogan werben: "More people ride on Goodyear tires than on any other kind", also, frei übersetzt "Keine anderen Reifen verkaufen sich so gut, wie die von Goodyear". Unter ihnen war das Modell All-Weather Tread – die ersten Antirutschreifen mit einer Lauffläche in Form eines Diamanten, für das Fahren unter allen Wetterbedingungen. Goodyear brachte sie 1908 auf den Markt. 1917 bestätigte die Firma die Geländeeignung ihrer Reifen, indem sie einen Lkw mit Namen "Wingfoot Express" auf eine schwere Reise von Akron nach Boston schickte. Das war der erste solche Test in der Geschichte des Automobils.
Das berühmte Luftschiff von Goodyear.
Nobelpreis für Flory
Ein paar Jahre zuvor schlug die Firma ein neues Kapitel in seiner Geschichte auf. Ihre Ingenieure erarbeiteten den ersten Luftreifen für die Luftfahrt, der die bisher in der Luftfahrt verwendeten Kufen und Fahrradreifen. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs war Goodyear praktisch Monopolist bei der Produktion von Luftschiffen in den USA. Der Zeppelin-Markt brach nach der bekannten Katastrophe der "Hindenburg" ein. Später baute die Firma Zeppeline nur noch für, sagen wir mal, Vergnügungszwecke. Bis heute stellen Luftschiffe mit der Aufschrift Goodyear (z.B. "Spirit of America", "Spirit of Goodyear" sowie "Spirit of Innovation") einen wichtigen Teil der Werbestrategie der amerikanischen Marke dar.
Goodyear hatte schon immer etwas, was sich lohnte, dafür Werbung zu machen. 1926 war es der grösste Reifen- und Gummihersteller weltweit. Bereits zu dieser Zeit waren Produkte der Firma auf fast allen Kontinenten vertreten, und die Umsätze erreichten 250 Millionen Dollar. 1934 präsentierte Goodyear seinen ersten Winterreifen mit Spikes, und drei Jahre später – den ersten Reifen aus Synthetikgummi in Amerika. Die dynamische Entwicklung hielt auch der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nicht auf – die amerikanische Armee nutzte schliesslich Schlauchboote, Rettungswesten und vieles andere Zubehör, darunter selbstverständlich auch Reifen, die aus Gummi gefertigt wurden. 1943 richtete Goodyear eine Forschungsabteilung ein, in der Dutzende von Schlüsselpatenten nicht nur für die Automobilindustrie entstanden. Die Wissenschaftler der Firma erarbeiteten zum Beispiel einen Kunststoff, der in der Medizin zur Produktion von Herzklappen, aber auch von künstlichen Gelenken genutzt wird. Die erfanden den ersten kontinuierlichen Prozess zur Produktion von Merkaptobenzitiasol MBT – einen Beschleuniger der Vulkanisation, der dem Gummi einer ausserordentliche Beständigkeit und Zerstörungsbeständigkeit verleiht. Die Forschungsabteilung war auch ein Versuchsfeld, u.a. für Paul Flory – Nobelpreisträger für Chemie.
Die Herstellung der Reifen von Goodyear.
Mit Überschallgeschwindigkeit
1959 konnte sich Goodyear mit einem anderen Erfolg rühmen. Indem er Reifen mit dem geflügelten Fuss verwendete, brach Mickey Thompson den amerikanischen Geschwindigkeitsrekord für ein Auto. Auch dem Grund eines ausgetrockneten Sees in Bonneville Salt Flats, Utah, beschleunigte Thompson auf 531 km/h. Fünf Jahre später verbesserte Craig Breedlove den Rekord. Er wurde mit Hilfe der Marke Goodyear zum ersten Menschen, der die Überschallgeschwindigkeit (1 mach) überwand – 1225 km/h! Zusammen mit weiteren Rekorden konnte die Firma die Produktion von einer Milliarde Reifen feiern.
Schnell stellte sich heraus, dass für die "geflügelten Reifen" Erde und Luft nicht ausreichen. 1970 landete Goodyear auf dem Mond. Das Raumschiff Apollo 14 wurde mit Reifen der amerikanischen Marke, die mit dem Symbol XLT versehen war, ausgestattet. Trotz der Einzigartigkeit dieses Events blieben irdische Strassen die Priorität für die Firma. 1977 erarbeitete Goodyear den ersten Radialreifen für viele Saisons, The Tiempo. Zehn Jahre später stellte es den Rennreifen ZR-S vor, für Geschwindigkeiten von mehr als 240 km/h, und 1992 einen Reifen vom Typ Aquatred mit einzigartiger, tiefer Rille, um das Wasser abzuleiten. Weitere Innovationen war der erste Run Flat – Reifen weltweit, der gegen Durchstossen beständig war, der Reifen Infinitred, der mit einer lebenslangen Verschleissgarantie der Lauffläche verkauft wurde, und die Serie EMT mit einer Technologie erhöhter Mobilität.
Die Reifentests von Goodyear.
Akron – Gummi-Hauptstadt der Welt
Neben Reifen baute Goodyear über die Jahre eine starke Marke auch als Produzent von u.a. chemischen Materialien, natürlichem und synthetischen Kautschuk, Transmissionsriemen, Keilriemen, Industrieschläuchen und Materialien auf, die im Bauwesen verwendet werden. Die Marke war von Anfang an mit dem Motorsport verbunden. 368 Siege, 25 Meistertitel für Fahrer und 26 für Konstrukteure in 34 Jahren Starts bei Rennen – das sind die Rekorde, die unter Beteiligung der Firma bei der Formel Eins aufgestellt wurden. Hinzuzufügen sind Erfolge bei den NASCAR-Rennen oder beim 4x4 Eco-Challenge. Viel zu tun mit Sport hat auch die verrückte Fahrweise von Batman bei seinen Abenteuern als Fledermaus-Mensch. Die Reifen für sein Batmobile werden natürlich von Goodyear geliefert.
Heute trägt bereits jeder fünfte Reifen, der weltweit gekauft wird, das Logo des geflügelten Fusses bzw. von Firmen des Konzerns Goodyear Tire & Rubber Company. Die Gruppe Goodyear ist ein Potentat auf dem Reifenmarkt, sowohl für Pkw als auch für Lkw, und ihre Produkte werden in 85 Betrieben auf der ganzen Welt produziert und in 180 Ländern verkauft. Zur Gruppe gehören Marke wie Dunlop, Dębica, Fulda, Sava, Kelly und Fierce. Ihr Sitz jedoch befindet sich weiterhin dort, wo vor mehr als hundert Jahren Frank Seiberling die Idee eines "geflügelten Business" hatte. Dadurch wurde Akron zur Gummi-Hauptstadt der Welt.
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